Ist das Biblisch?
In  geistlichen Diskussionen über Themen des Glaubens gibt es öfter das folgende KO-Argument:
Ist das Biblisch?“ Oder: „Wo steht das in der Bibel?

Hinter dieser Frage verbirgt sich leider oft die Annahme, dass die Bibel wie ein Lexikon oder Kochbuch ist, das auf alles eine textgenaue 1 zu 1 Antwort hat, und eigenes Nachdenken und inneres Nachforschen nicht erforderlich sind. Aus dieser Haltung ist der „Fundamentalismus“ entstanden, der Buchstabenglaube, von dem Paulus im 2.Kor.3.6 sagt: „Das er tötet!“

Es geht hier nicht darum, das die Bibel wertlos oder nicht hilfreich ist in ihren Aussagen!
Aber darum, das sie im jeweils richtigen Kontext/Verhältnis verstanden und angewendet wird . . .
Und hier wird es für viele Kritisch! Man muss dann ja dann in bestimmten Fragen auch selber nachdenken und nach einem größeren Maßstab, als dem schwarz/weiß Buchstaben, gewisse Entscheidungen, ohne den 100% passenden Bibelvers treffen :-0

Das ist für viele Gläubige Zuviel des Guten, sie wollen eine Art Gebrauchsanweisung, ein Gesetzbuch in dem alles 1 zu 1 steht und ich nicht selber nachdenken muss, oder jeder sich das rausdeutet, was ihm passt!

Aber ist das so?
Schauen wir uns mal eine biblische Begebenheit an, die viele Christen einfach ignorieren oder die ihnen gar nicht in ihrer Tragweite bewusst ist!

Es ist die sehr provokante Rede Jesu über die Notwendigkeit sein Blut zu essen und zu trinken, ohne das ER diese, für Juden, krasse Aussage „BIBLISCH“ belegt! Ihr könnte diesen Text unter Johannes 6.51-6.66 nachlesen!

Hier Verse über die Reaktionen, die das „unbiblische“ Reden Jesu bei den Zuhörern auslöste …

Johannes 6:60
Viele nun seine Jünger, die das hörten, sprachen:
Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?
Johannes 6:66
Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück und folgten ihm nicht mehr.

Ich möchte dich lieber Leser fragen: Wie hättest DU reagiert, als frommer THORA-Gläubiger Jude? Hätten wir Jesus nicht auch gefragt:
Wo steht das bitteschön in der Bibel?
oder :
In meiner Bibel steht ganz klar das man Blut nicht essen darf!!!  z.B in . . .

4.Mose
7:26 
Ihr sollt auch kein Blut essen, weder vom Vieh noch von Vögeln, überall, wo ihr wohnt.

4.Mose_7:27 
Welche Seele würde irgend ein Blut essen, die soll ausgerottet werden von ihrem Volk.

Wir sehen also, das selbst Jesus Lehren weitergab, für die es KEINE direkten biblischen Texte gab, die sogar im Wiederspruch zum biblischen Text des AT standen.
Wo also Reflektieren und Nachdenken die Antwort finden müssen! Was aber viele nicht wollen und sich lieber von Neuen Erkenntnissen abwenden, wie es zahllose Jünger von Jesus nach seiner provokanten Rede taten (Joh.6.66)
Frage: Wie oft wenden wir uns von neuen geistlichen Erkenntnissen ab, weil sie nicht 1zu1 in
der Schrift stehen, sondern Nachdenken und Nachforschen erfordern?

Eine weitere Begebenheit von „Biblischen Buchstabengehorsam der Tötet“ findet sich in:
Johannes 8:3-9 (Komplett nachzulesen – Die Geschichte der Ehebrecherin)

Johannes 8:4-5
Die Schriftgelehrten sagten zu ihm: „Rabbi, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.  Im Gesetz schreibt Mose vor, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du nun dazu?“

Als Thora(Bibel)treuer Jude hätte Jesus eigentlich sagen müssen:
Ja, das steht so in der Schrift, tut mir Leid für dich liebe Frau, das ist nun mal das Wort Gottes!

Anklagen gehen so leicht von der Zunge. vor allem, wenn man noch einen heiligen Text dazu zitieren kann, der einem doch eindeutig Recht gibt! Man muss nicht nachdenken und Gnade würde ja der Sünde Vorschub leisten und ermutigen zu einem laxen Lebenstil.
Wie oft tun wir das auch heute als Christen?
Wir reiten und streiten bei den verschiedensten Ansichten und Themen und Verfehlungen auf Buchstaben und Textstellen herum und wähnen uns im Recht und auf der rechten Seite und merken gar nicht, das wir das „Große Bild dahinter“ welches nur der Geist aufschließen kann, gar nicht mehr wahrnehmen und unser eignes Herz und seine Verfehlungen schön außen vor bleibt, Hauptsache der Buchstaben wird bedient!

Im Falle dieser Begebenheit ist das große Bild dahinter, das ALLE Menschen vor Gott schuldig geworden sind, das es niemand gibt, der vor Gott gerecht wäre.
Jesus braucht dafür nicht mal eine Bibelstelle
, den der Heilige Geist der lebendig macht, überführt alle Steinewerfer von dieser Wahrheit, das Ehebruch schon in Gedanken beginnt und das wir alle Gefallene sind, als JESUS den damals noch unbiblischen Satz sagt:

Johannes  8:7-8  Wer von euch noch nie gesündigt hat, soll den ersten Stein auf sie werfen!“  Von seinen Worten getroffen, zog sich einer nach dem anderen zurück, die Ältesten zuerst.

Göttliche Wahrheit geht weit über das geschriebene Wort hinaus und hier wird das Wort Jesu wahr: Das der Geist uns in alle Wahrheit führen wird! Und wir spüren, was Wahrheit ist, wenn der Geist Gottes in uns leiten darf und nicht die Selbstgerechtigkeit des Buchstabens, denn der Buchstaben (allein) tötet, aber der Geist macht (den Buchstaben) lebendig!

Ich glaube zutiefst, wenn Jesus heute unter uns (wie damals) unerkannt leben würde, würden ihn viele „Bibeltreue“ auch schief ansehen, wenn nicht gar verurteilen für das was ER heute tun würde und mit wem und wo ER verkehren würde.

Darum gilt für den gesunden Gebrauch heiliger Texte was Jesus und Paulus gesagt haben:

Lukas 5:37-39  Und niemand füllt jungen Wein (=Neue Einsichten), der noch gärt, in alte Weinschläuche (Denkmuster). Der Wein würde die Schläuche zerreißen und auslaufen. So wären Wein und Schläuche verdorben.   Nein, jungen Wein füllt man in neue Schläuche! Aber niemand, der alten Wein getrunken hat, will anschließend neuen. ‚Der alte ist besser‘, wird er sagen.“

In diesem Gleichnis geht es um neue geistliche Einsichten, die auf alte Denkmuster prallen, die sich oft aus einseitiger Schriftinterpretation herleiten. Der neue Wein aber braucht neue Denkmuster die in der Lage sind weiter als das althergebrachte Denken zu gehen.

Aber das ist mit geistlicher Denkarbeit verbunden, deren Mühe viele scheuen und deshalb gerne beim Althergebrachten (Alten Wein) bleiben mit der oft vordergründigen Ausrede: ist das Biblisch?

Schließen wird diesen Denkanstoß mit 2 Gedanken von Paulus ab . . .

1.Korinther 13:9+11-13
Denn wir erkennen (Geistliches) stückweise und wir weissagen stückweise. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe. 

Unsere, auch biblische Erkenntnis. ist Stückwerk und entwickelt sich dynamisch immer weiter . . .

Johannes 16:12-13 
Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten

und der göttliche Parameter an dem sich alles Neue Erkennen messen muss, ist die reale göttliche Liebe, die treffend wie folgt von Paulus beschrieben wird . . .

Römer 13:8+10
Seid niemand irgend etwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.